Die "Cart Ruts" (Wagenspuren) von Malta


Ein beliebtes Thema auf YouTube und ähnlichen Seiten sind die sog. Cart Ruts. Die Sache ist ein wenig komplex, aber ich will versuchen es zusammenzufassen. Was sind eigentlich „Cart Ruts“? Im Prinzip sind es Rillen auf einem felsigen Untergrund, die an Wagenspuren erinnern. Besonders verbreitet sind sie auf Malta, aber auch auf dem Europäischen Festland und dem Azoren Archipel im Atlantik wurden sie gesichtet.

Offenbar gibt es keine bestimmte Epoche, in denen diese Rillen, die besonders auf Malta manchmal an Eisenbahngleise erinnern, zugeordnet werden können. Malta ist bekannt für seine Megalithanlagen und laut Archäologen sind die Rillen wohl mindestens so alt wie die Bronzezeit, die im Mittelmeerraum etwa 1200 v. Chr. endete – also vor 3200 Jahren. Zu diesem Schluß kamen die Experten, da manche dieser Spuren von phönizischen Grabschächten unterbrochen wurden, die etwa 2800 Jahre alt sind. Sie müssen also früher entstanden sein. Auch auf Römerstraßen, die etwa 1000 Jahre später und in den darauf folgenden Jahrhunderten angelegt wurden, findet man ähnliche Fahrspuren. Hier kann man sie aber eindeutig zuordnen. Das ist in Malta etwas schwierig, es sind keine Straßen, wie bei den Römern - sondern wie gesagt oft nur ein felsiger Untergrund, in denen diese Rillen zu finden sind, die teilweise wie die Gleise eines Güterbahnhofes aussehen.

Schon früh hatten Archäologen den Verdacht, dass diese Spuren mit Steinbrucharbeiten zusammenhängen könnten, was in Malta mit seinen urtümlichen Tempelanlagen auch nahe liegt. Malta wurde offenbar schon sehr früh besiedelt, da Spuren menschlicher Aktivitäten auch unter Wasser zu finden sind. Das hat seinen Grund darin, das nach dem Ende der Eiszeit vor 12000 Jahren der Meeresspiegel noch niedriger war, dies könnte bis zu 100m gewesen sein. Als die Gletscher abschmolzen, stieg der Wasserspiegel auf das heutige Niveau.

Da Spuren von Zugtieren auf Malta offenbar fehlen, wurden die Lasten, die hier transportiert wurden, wohl mit reiner Muskelkraft bewegt. Zu den Römerstraßen könnte man noch einiges schreiben, diese waren so solide gebaut, das sie teilweise noch einige hundert Jahre nach den Römern benutzt wurden. Ob so eine lange Nutzungsdauer auch in Malta vorliegt, kann man natürlich nur spekulieren. Die Spuren führen oft bis an den Rand von Felsklippen, was die Interpretation etwas schwierig macht. Auch könnte es sich um Schleifspuren handeln, also nicht um Wagenspuren. Wenn es Schleifspuren sind, kann man sich das so vorstellen, dass auf zwei parallelen Holzstangen, die von Querstreben zusammengehalten wurden und mit dem hinteren Ende auf dem Boden schleiften, die Last befestigt wurde.

So gibt es auch heute noch viele Rätsel aus der fernen Vergangenheit, wenn sie auch manchmal nicht so offensichtlich sind wie bei den „Cart Ruts“.

Bildquelle: Wikipedia, public domain.

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