Kurzmeldung: Atlantis in Südspanien?

Mal wieder ist Atlantis im Netz präsent. Eine Fernsehdokumentation von 2015, fandet diesmal nach Atlantis in Südspanien westlich von Gibraltar, in der Antike "die Säulen des Herakles" genannt. In einem Nationalpark sollen Spuren in Satelliten- und Luftbildern zu sehen sein, die auf menschliche Eingriffe hindeuten. Einer der ersten, der in der Nähe nach Atlantis gesucht hat, war Schulten, der Anfang des 20. Jh. sogar eine Grabungsgenehmigung erhalten hatte. Er war der Meinung, dass das in Antiken Schriften erwähnte "Tartessos" mit Atlantis identisch sei. Doch er sollte nicht erfolgreich sein. Nur ein griechischer Ring, den er auf seiner Ausgrabung fand, deutet auf Handelsbeziehungen der frühen Hispanier mit den Völkern des Mittelmeeres hin. Doch es gibt auch die "tartessische Kultur", die durch archäologische Grabungen zu Tage gefördert wurde (Blütezeit vor 500 v. Chr.). Die war aber offenbar dezentral organisiert, eine mächtige zentrale Stadt, wie Tartessos oder Atlantis beschrieben werden, hat man bisher man nicht gefunden.

Hat man sich vielleicht diesbezüglich geirrt? Gab es vielleicht doch einen mächtigen Hafen, der als Handelsplatz und Flottenstützpunkt diente? In meinem Buch "Atlantis - das Rätsel des Aristokles" bin ich auch auf diese Theorie eingegangen. Im Jahr 2004 machte der Atlantis-Forscher Kühne von sich reden, der auf Satellitenbildern in dem Donana-Nationalpark künstliche Strukturen erkannt haben will. Er erreichte damit auch eine gewisse Aufmerksamkeit. Die Dokumentation begleitet Archäologen, die zu Lande und zu Wasser seinen Hinweisen nachgehen.

 
Kommentar: Der Archäologe Richard Freund lehnt sich mit seinen Spekulationen doch ein wenig weit aus dem Fenster. Bei den Gravierungen auf dem der tartessischen Kultur zugehörigen Megalithen könnte es sich schlicht um einen Krieger mit Schwert und einem Rundschild handeln. Bisher ist der einzige Hinweis auf Atlantis in dieser Gegend, dass Platon das Land rund um Gadeiros (Gadiz) ausdrücklich erwähnt. Eine große Stadt wie Tartessos zu finden, mit der die Griechen vor 500 v. Chr. Handel trieben, wäre alleine schon eine kleine Sensation. Ob Freund recht hat, werden wohl nur Grabungen zeigen können. Interessant sind auf jedem Fall die zwei kleinen Figurinen, die im Donana-Nationalpark als Lesefunde aufgesammelt wurden. Sie könnten möglicherweise auf die Phönizier hinweisen, die in diesem Gebiet Handelsstützpunkte hatten, aber das ist nur eine Spekulation.

Update: Eines wollte ich noch bemerken. Den antiken Seefahrern wie die Griechen, Römer oder Phöniziern war zwar der Verlauf der Küsten im Mittelmeer recht gut bekannt, aber jenseits von Gibraltar kannten sich wohl nur wenige Seefahrer aus. Deshalb sollte man die Aussage von Platon "jenseits der Säulen des Herakles" nicht aus heutiger Sicht betrachten. Den Griechen und Phöniziern fehlten schlicht die Informationen, um Karten der gleichen Qualität anzufertigen, wie wir es heute gewohnt sind. Erst zur Zeit des römischen Imperiums hatte man wohl zumindest eine ungefähre Ahnung, wie Europa aussieht. Aus diesem Grund könnte sich die Aussage Platons durchaus auf eine Küstenlinie Europas außerhalb von Gibraltar beziehen - also auch auf Südspanien.

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