Antike Autoren zu der verschollenen Stadt Tartessos

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In meinem Buch "Atlantis: Das Rätsel des Aristokles" habe ich ein Kapitel der Theorie gewidmet, das die sagenumwobene antike Stadt Tartessos an der Südküste der iberischen Halbinsel mit Platons Atlantis identisch sein könnte. Unter Archäologen gibt es den Begriff "Tartessische Kultur", die in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. entlang des unteren Laufes des Guadalquivir existierte. Man hat zwar einige städtische Siedlungen dieser Kultur entdeckt, die sagenumwobene Stadt Tartessos bleibt aber ein Mythos. Die Einwohner sollen mit Griechen und Phöniziern Handel getrieben haben, überliefert wird dies von verschiedenen antiken Autoren. Doch bis heute ist Tartessos noch nicht entdeckt worden, so dass viele Archäologen glauben, dass mit dem Begriff "Tartessos"  die Region und nicht eine bestimmte Stadt gemeint war.

Die Theorie, Atlantis in dieser Region zu lokalisieren, kam von Adolf Schulten, der in den 1920er Jahren erfolglos nach Tartessos suchte. Tatsächlich wird von dem Urheber der Atlantis-Legende, dem griechischen Philosophen Platon (400 v. Chr.), der Landstrich an der Südwestküste des heutigen Spaniens offenbar erwähnt. Den alten Griechen war die Gestalt der europäischen Küsten außerhalb des Mittelmeers noch nicht genau bekannt, so dass die Angabe "jenseits der Säulen des Herakles" durchaus auch die Südküste des heutigen Spaniens nordwestlich von Gibraltar gemeint haben könnte. Was ist aber in antiken Schriften der Griechen und Römer über Tartessos zu finden?

Sehen wir uns zunächst die "Geographica" von Strabon an (übersetzt von A. Forbiger, Abschnitt 148), der um Christi Geburt lebte. In diesem Werk finden sich auch einige Angaben zu Tartessos: "Da der Strom zwei Mündungen hat, so soll auf dem Lande dazwischen früher eine Stadt bewohnt worden sein, die dem Strome gleichnamig Tartessus hieß, sowie die Landschaft, welche jetzt Turduler bewohnen, Tartessis." Weiter heißt es aber auch (151): "Einige halten Tartessos für das heutige Karteja" (in der Nähe des heutigen Cadiz). Strabon berichtet noch von einigen griechischen Mythen, die in diesem Gebiet ihren Ursprung haben sollen, er erwähnt auch Silbergruben, die in der Nähe lagen. Fakt ist, dass dieses Gebiet wohl für das Schürfen von verschiedenen Metallen bekannt war, wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb Karthago sich um 500 v. Chr dort festsetzte. Auch machten wohl mit Zinn beladene Schiffe in Tartessos halt, die von den britischen Inseln her kamen. Die Ankunft der Karthager bedeutete das Ende der tartessischen Kultur, das Gebiet wurde nach der Niederlage Karthagos in den drei punischen Kriegen schließlich römische Provinz.

Einige Altertumsforscher setzen Tartessos mit dem biblischen Tarsis gleich, das in dem Buch Jona erwähnt wird. Tarsis steht in dem Buch Jona gleichbedeutend für das Ende der Welt, und von dem Land der Bibel aus gesehen muss man tatsächlich das gesamte Mittelmeer durchqueren, um dahin zu kommen. Die Israeliten waren Nachbarn der Phönizier und in dem Alten Testament finden sich immer wieder Berichte über diese legendären Seefahrer. So soll Hiram von Tyrus König Salomon auch beim Bau des ersten Tempels von Jerusalem geholfen haben.

Der heutige Fluss Guadalquivir wird bei Strabon auch "Bätis" genannt: "Das Land heißt nach dem Flusse Bätika, nach den Einwohnern aber Turdetania;" Die Gegend hat sich im Laufe der Jahrtausende allerdings sehr verändert, die Mündung des Guadalquvir dürfte sich mit Sicherheit nicht mehr in dem Zustand wie vor 2500 Jahren befinden. An einer Stelle häufte der Fluss neues Land an, an anderer Stelle suchte sich der Strom ein neues Bett. Daher nützt uns die Ortsangabe Strabons für Tartessos nur wenig. Aber wer weiß, vielleicht sorgen neue Prospektionsmethoden doch noch für Überraschungen in der spanischen Archäologie.

Begriffserklärung: "Karthager, Punier, Phönizier"

Einige werden aus dem Lateinunterricht die sog. "Punischen Kriege" kennen. Gemeint sind die Auseinandersetzungen zwischen dem aufstrebenden Rom und Karthago, die Mitte des 2. Jahrhunderts mit der Eroberung Karthagos durch Rom endeten. Karthago war eine Gründung der phönizischen Stadt Tyrus etwa um 800 v. Chr. Seit Beginn des letzten Jahrtausends v. Chr. waren die phönizischen Städte eine aufstrebende Handelsmacht, die aber bald von Karthago überflügelt wurden. Karthago behielt bis zur Eroberung von Tyrus durch die Makedonen etwa um 332 v. Chr. gute Beziehungen zu seinem Mutterland. Die Phönizier waren die nördlichen Nachbarn Israels, im heutigen Libanon gelegen.

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