Wussten Antike Autoren vor 2000 Jahren von Amerika?
An dieser Stelle wollte ich einmal zusammentragen, was Antike Autoren über "Länder im Westen" schrieben. Die erste Stelle ist bei Diodors "Historischer Bibliothek", Buch 5, Kapitel 19, 20, zu finden (1. Jh. v. Chr.): Darin beschreibt er eine Insel "von beträchtlicher Größe" einige Tage westlich von Afrika (Lybia) gelegen. Die Insel hätte Berge und schiffbare Flüsse und wäre sehr fruchtbar. Die Phönizier hätten die Insel entdeckt, als ihre Schiffe bei einer Fahrt entlang der Küste Afrikas "von starken Winden" an ihre Küste getrieben worden wären. Die Karthager hätten aber ihre Lage geheim gehalten, da sie fürchteten, ein beträchtlicher Teil ihrer Einwohner würde in dieses Paradies auswandern. Sie dachten nur daran, in einem Notfall dahin überzusiedeln. Letzteres war wohl die Idee zu dem Buch von Hans Giffhorn: "Wurde Amerika in der Antike entdeckt?" (München 2013). Ich habe hier darüber schon geschrieben. Ein Wikipedia Artikel über die Entdeckung Amerikas ist hier zu finden.
Eine zweite Stelle ist bei einer Aristoteles zugeschriebenen Schrift (Mirabilia) zu finden, er benutzte offenbar die gleiche Quelle wie Diodor. Mirabilia (Wunder) ist eine Ansammlung von Kuriositäten, und erzählt im Kapitel 84 etwa das gleiche, wie oben beschrieben. Es gibt aber noch eine andere interessante Stelle, wo im Kapitel 136 beschrieben wird, wie Phönizier 4 Tage bei Ostwind von Gades (Gadeira oder Gadeiros, das heutige Cadiz in Spanien) aus segelten und in ein Meeresgebiet kamen, das voller Binsen und Tang war und bei Ebbe nicht unter Wasser stand. Dort hätten sie Tunfische gefangen, die sie einsalzten und nach Karthago brachten. Es wurde spekuliert, ob damit vielleicht die Sargassosee östlich von Florida gemeint ist. Doch 4 Tagesreisen scheint mir eine etwas geringe Angabe. Andererseits ist es, soweit mir bekannt ist, das einzige Seegebiet in Reichweite, auf dem die Beschreibung zutrifft. Die Sargassosee ist für ihre Flauten berüchtigt, Segelschiffe sollen dort schon Tage und Wochenlang ohne Wind festgesessen haben: Link
Die dritte Stelle ist bei Platon (4. Jh. v. Chr.), genauer dem Timaios-Dialog zu finden (Timaios, Abschnitt 24, 25, Ausgabe Rowohlt, Sämtliche Werke Band 4): Es ist die berühmte Atlantis-Legende, die hier beschrieben wird. Atlantis wird als Insel, "größer als Asia und Lybia" zusammen beschrieben, die vor den Säulen des Herakles (Gibraltar) gelegen war. Über Atlantis und einigen Inseln konnte man demnach zu einem an jenem "wahren Meere" gelegene "gegenüberliegenden Festland" gelangen. Denn das Mittelmeer wäre im Vergleich dazu "nur ein Hafen mit einer schmalen Einfahrt". Da an dieser Stelle auch von Atlantis die Rede ist, wurde dieser Abschnitt allerdings von den meisten Wissenschaftlern bisher nicht ernst genommen. Es stellt sich natürlich die Frage, woher Platon sein Wissen hatte. Es gibt die Theorie, das Gibraltar zu dieser Zeit von den Karthagern blockiert war, dagegen spricht aber die Entdeckungsfahrt des "Pytheas von Massilia", der ebenfalls im 4. Jh. v. Chr. den Nordwesten Europas erkundete.
Cyrus H. Gordon zitiert neben den bereits erwähnten Autoren auch Theopomp von Chios, der von einem "Kontinent" jenseits des Oceanos schreibt. Er lebte im 4. Jh. v. Chr., allerdings sind seine Schilderungen über diesen Kontinent recht abenteuerlich. Daher wird diese Stelle von einigen Forschern als eine Art Parodie auf Platons Atlantiserzählung angesehen.
Wenn ich noch etwas finde, werde ich es hier ergänzen. Weitere Hinweise sind immer willkommen.
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